Kaputtsaniert!?
Die Presse und das Fernsehen hatten letztlich aus den berühmten Fachwerkstädten
Duderstadt und Uslar der breiteren Öffentlichkeit über einen (für
Baufachleute eigentlich kaum zu glaubenden) Skandal zu berichten. Bei Fachwerksanierungen
in den 80er Jahren waren dort verbreitet (und leider nicht nur dort), anscheinend
ohne fachliches Nachdenken, von kompetent geglaubten Denkmalpflegern und Bauamtsleuten
völlig falsche Materialien an den wertvollsten historischen Bauten eingesetzt
worden waren. Das Bild eines Juwels der Fachwerkbaukunst, das Bild vom Duderstädter
Rathauses, geisterte unter dem Titel "schwerste Bauschäden" durch
Sanierungsfehler um die Welt. Was war geschehen?
Arglos verarbeitete man sogenannte atmungsaktive Außenlacke, von Herstellern,
die seinerzeit entweder Betrüger waren, oder sich auf die uns erklärlichere
Weise in den Bauämtern wohlfeil angeboten hatten. Nach rund 15 Jahren begann
sich zu zeigen, die Fachleute hatten wohl tatsächlich mehr des wohlfeilen
Tuns, als ihrem Fachwissen vertraut. Die Vorkommnisse in mehreren Bau- und Staatshochbauämtern
erzeugen eine böse Ahnung, es wird in der staatlichen Bauaufsicht jederzeit
solche fatalen Reinfälle geben können. Ob dem fachlichen Versagen
oder wohlfeiler Absicht, das Holz ist jedenfalls heute bereits unter der Farbe
so weit verfault, daß es zum Teil die Tragfähigkeit verloren hat.
Einige Fachwerkgebäude drohen nun einzustürzen und müssen notdürftig
abgestützt werden. Bezahlen müssen Sie übrigens
das alles, der sie es nun gerade zufällig gelesen haben. Einige umsichtige
Fachleute fodern nun, doch schleunigst (zumindest alle wertvollen historischen)
in den 80er Jahren modernisierten oder instandgesetzten Gebäude auf solche
Fehler hin zu prüfen. Den Mut, nun aus damals getroffenen Maßnahmen
zu lernen und die Frage nach den fachlich und rechtlich dafür Verantwortlichen
zu stellen, verhallte indes in den Hallen der Bau- und Staatshochbauämter
in der uns wohl bekannten Ferne. Für nichts wird eben nur gar nichts gemacht.
Kaputtsanieren,
das ist auch ein Markenzeichen für findige Heimwerker und Vertreter moderner
Bauelemente. Wir werde im weitern diese Abteilung um ein paar konkrete Beispiele
erweitern. Hier schon mal eines im Bild:
Welche Probleme z.B. bei der Modernisierung oder Sanierung von Fachwerkbauten
konkret auftreten, lesen Sie hier auf einer Seite von Holzfragen.de.
Eine weitere Übersicht zu Bausünden finden Sie auf den Seiten Fachwerkhaus.de.
So wie im nachfolgendem Bild wird die obere Konstruktion vorher ausgesehen haben, vor der eigenwilligen "Sanierung" mit anschließendem "Notabsteifen".
Im nachfolgenden Bild sehen Sie eine "Extremsanierung" die der Häutung von Insekten nachempfunden sein könnte.
Dies hat Kulturminister Oppermann am heutigen Mittwoch bekannt gegeben. "Damit kann eines der ältesten und schönsten Rathäuser Deutschlands zügig saniert werden. Wir wollen dazu beitragen, dieses einzigartige Baudenkmal dauerhaft zu erhalten", sagte Oppermann. Das Rathaus sei nicht nur das Wahrzeichen Duderstadts und des Eichsfeldes, sondern auch ein wichtiges Zeugnis niedersächsischer Geschichte und ein Denkmal von nationaler Bedeutung. Reparaturarbeiten an der Fachwerkfassade hatten im vergangenen Jahr schwerwiegende Schäden erkennen lassen. Die jetzt begonnene Sanierung der Nordfassade ist nötig, um die Holzbalkenkonstruktion zu erhalten. An der grundlegenden Sanierung von 1983 bis 1987 in Höhe von rund acht Mio. DM hatte sich das Land mit 3,2 Mio. DM beteiligt. Die zu diesem Zeitpunkt übliche Methode, bei der Holzbehandlung Spachtelmasse anzuwenden, hatte Schaden am Fachwerk hervorgerufen. Die Standsicherheit ist dadurch teilweise gefährdet. Die weiteren Fassaden sollen nun ebenfalls untersucht werden. Die Gesamtkosten der jetzt notwendigen Sanierung liegen bei rund 1,1 Mio. DM.
"Angesichts der Gefährdung dieses einzigartigen Baudenkmals ist schnelles Handeln gefragt. Deshalb engagiert sich die Landesregierung mit gut einer dreiviertel Million Mark aus Mitteln der Denkmalpflege und des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE)", betonte der Minister. Er hoffe, dass die Gerüste nach einer dauerhaften Sanierung bald wieder abgebaut werden könnten, um das Gebäude und den Duderstädter Marktplatz wieder voll nutzen zu können. (MWK)
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