Preisgekürt
Niedersächsische Staatskanzlei
Geschäftstüchtig
Es begab sich an einigen Tagen, schon lange nachdem das Werk vollendet war, daß, meist für uns überraschenderweise, die Auftraggeber ganz zufrieden waren und ihnen für Ihr bestelltes Werk sogar von interessierter Seite Preise zugeteilt wurden.
Hannover, Rehbockstraße |
Das geschah z.B. bei verschiedenen Modernisierungen in der Nordstadt, aber auch bei ganz unverdächtigen Sachen, wie dem Ausbau verschiedener U-Bahn-Stationen, z.B. dem Altenbekener Damm, der Marienstraße oder der Kopernikusstraße. Der Glanz der Auszeichnungen, die die Planer oder Bauherrn abstrahlten, fiel auch ein wenig auf unser Haupt. Wir hatten es ja buchstäblich in der Hand, das Werk, das aus dem grauen Allerlei des Bauens preisgekürt herausragte.
Durch eine Initiative der Niedersächsischen Staatskanzlei gelangte unserer Bauvorhaben Heisenstraße eines Tages in eine Ausstellung mit dem Thema "ökologische Sanierung" in die Vertretung des Landes Niedersachsen beim Bund. Dort waren wir hierzu (neben den mit EU-Geldern verwöhnten Platzhirschen) mit einer liebevoll zusammengestellten Gemeinschaftsdarstellung "Planer und Ausführender" vertreten.
Ausstellung in der Vertretung Niedersachsens |
Ziegelstein und Peiner Eisenträger von 1884 |
Das hat und wirklich Spaß gemacht, uns zusammen mit dem unvergessenen Architekten Jürgen Speer (ohne einen Preis) mit einer in Hannover sonst einmaligen und gelungenen Modernisierung im Bestand zu präsentieren.
Unser Clou waren Proben von alten wieder verwerteten Baustoffen, wie ein Orgional handgestrichener Ziegel und ein Stück Peiner Normalräger mit dem Walzstempel, NP Peine 1889. Sicherheitshalber hatten wir alles an die Stelltafeln angekettet. Tatsächlich hat fast jeder der Besucher die Teile einmal in die Hand genommen. Wir können heute davon ausgehen, Politiker haben hierbei mal praktisch was gelernt. Sie sind nicht nur herumgestanden, sondern haben unsere Angelegenheiten endlich mal in die Hand genommen!
Doch Obacht, amer Maurer. die Folge verkündeter Ehrungen kann im Einzelfall eine Aufforderung zur Aufgabe einer Annonce sein (kostet ca. 500-2000 taler). Die wird von einer Agentur dazu gebraucht, um anschließend eine Hochglanzbroschüre mit ordendlich Weihrauch auf viele Bauherrn und viele Planer zu fertigen (die zahlen natürlich auch ein wenig). Verteilt wird sie dann, wie in dem Klassiker "Casablanca" an die üblichen Verdächtigen. Verdächtig ist üblicherweise, wer sich die Vergabe neuer Aufträge an die hoch Ausgezeichneten zutraut. Wir bekommen ein nur ein Ansichtsexemplar. Es wird wohl gewünscht, daß die Handwerker Auszeichnung und Werbung für Planer und Bauherrn (wohl oder übel) bezahlen mögen. So etwas relativiert den Drang, sich im glanz solcher "Ehrungen" zu sonnen ganz gewaltig.
Somit verkünden wir, unser Stolz und unsere Sonne leuchtet auch ohne Preis, wenn ihnen unsere Arbeit etwas wert ist.