Schäden an Ziegelfassaden
Ziegelsteine beschaffen
Nachbrennen von Ziegelsteinen
Ziegelsteinformat
Handstreichziegel - Formziegel - Strangziegel
Austausch der Ziegel durch den Maurer
Nordeutschland hat mächtiges Ziegelmauerwerk |
Ziegelfassaden bilden in Norddeutschland eine weit verbreitete und übliche Art der Außenschale der Gebäude. Es gibt sie bautechnisch in verschiedenen Ausführungen. Einmal das monolithische tragende Ziegelmauerwerk im Verband, wie es seit Jahrhunderten ausgeführt wird und die neuere zweischalige Bauweise, bestehend aus einem tragenden Hintermauerwerk und der nichttragenden Außenschale als Wetterschutz.
Aus der Aufgabe des Wetterschutzes ergeben sich die Anforderungen an die Ziegel, sie müssen frostsicher sein. Es gibt viele schädliche
Ziegelfassade an der neuen Griechisch- Orthodoxen Kirche in Hannover |
Einflüsse, die meistens auch noch zeitlich bedingt sind oder in einer zeitlichen Abfolge nach Schäden sich herausbilden, die den sonst unverwüstlichen gebrannten Tonziegeln zusetzen.
Treten Schäden auf, ist es immer das erste, die Ursachen dafür heraus zu finden bevor eine Sanierung beginnen kann.
Nicht nur bei historischen Gebäuden ist es im Laufe der Zeit nötig, beschädigte Ziegel oder auch schlecht gebrannte Ziegel auszutauschen.
Hierzu müssen Ersatzziegel zur Verfügung stehen, die in Form und Farbe gleich aussehen. Bei neueren Ziegelsorten ist oft über lange Zeit Ersatz da. Bei älteren gibt es das nicht so einfach.
Hier bleibt es einmal, sich bei Abrissen mit Material zu versorgen oder ähnliche Ziegelsteine aus Bergungen oder im Handel zu beschaffen. Sonst gibt es nur die Lösung, die Ziegel in gleicher Form aus ähnlichem Ton in alten Brennöfen neu geformt herstellen und brennen zu lassen.
Formsteine handgefertigt für Ziegelaustausch |
Formziegel für gotisch anmutende Fenstergewände |
Muß man alte Ziegel nachbrennen, ist es zuerst erforderlich den richtigen Ton zu nehmen. Dazu muß man die alten aufgelassenen Tongruben finden und eine Übersicht über die Eigenschaften der regionalen Tonvorkommen haben. Auch ist es wichtig eine Ziegelei mit Brennofen zu finden, wo mit Kohle gefeuert wird, um die alte Brenntechnik zu nutzen. Das bringt die Lebhaftigkeit und die Farben zur Geltung.
Die Form der Ziegel ist nicht gleich. Es gab und gibt immer noch viele vormals unterschiedliche Formate. Früher waren es die Klosterformate, dann die Reichsformate und im metrischen System die Normalformate als Hauptformen. Davon abgeleitet gab und gibt es viele Teilformate. Dazu kommen die Formsteine in spezieller Gestaltung und Eckenausbildungen. Dazu kommen noch auch die glasierten Ziegel oder Formziegel.
Der kann noch jeden alten Ziegelstein machen: Wilhelm Oberheu aus Bordenau, nahe Hannover * |
Bevor Ziegel gebrannt werden können, müssen sie aus dem Grundmaterial Ton in Formen gebracht werden. Formen werden einmal für alte Handstrichziege aus Holz gebaut. Diese Ziegelmethode heißt Handstrichziegelei. Wir finden sie heute noch vor den Toren Hannovers, in Bordenau bei der Handstrichziegelei Wilhelm Oberheu.
Bei der modernen Methode tritt aus der Schlickeysen'schen Strangpresse ein unendlicher Tonstrang aus, aus dem die Ziegelformate auf Länge mit einem Drahtscheider abgetrennt werden. Das Mundstücks gibt hier die Form und Formmöglichkeiten vor.
Die aus der Holzform ausgestoßenen oder aus der Strangpresse abgeschnittenen Rohlinge werden dann an der Luft oder künstlich getrocknet.
links: Handform für Abdeckformziegel * rechts: historische Aufnahme einer Handstrichziegelei. Am Tisch werden die Ziegel abgestrichen, eine Frau reicht den Ton dazu, andere legen die Grünlinge zum Antrocknen in die Sonne und danach rechts in den Trockenschuppen. Später werden sie in einem Feldofen gebrannt, und sind nach dem Abkühlen fertig. ** |
Der hierbei eintretende Wasserverlust führt zu einer Volumenverminderung, die zuvor bei den Maßen der Formen zuzugeben ist. Anschließend kommen sie in den Ofen, der früher mit Kohle (im Hoffmann'schen Ringofen oder dem Deutschen Ofen), heute ganz sauber mit Gas geheizt wird und werden nach dem Anheizen bei über 1000 Grad Celsius gebrannt. Nach dem Brand müssen sie langsam (spannungsarm) abkühlen. Bei bestimmten Glasuren ist noch ein weiterer Brand erforderlich.
Der Ofen der Handstrichziegelei Bordenau ist noch in Betrieb * |
Am Ende ist es bei den in Kleinserien gebrannten Ziegeln wichtig, vor dem Einbau die Frost-Tau-Beständigkeit im Versuch zu prüfen u d nachzuweisen, denn es sollen anschließend Schäden durch Frost ausgeschlossen werden können.
Als Grundmaßnahme wird die Ziegelfassade mit einem mindestens 1 m breiten Maurergerüst eingerüstet, das schwere
Die Ziegel des Spitzbogens wurde teilweise erneuert, es folgen Abdeckziegel Abdeckungen auf den Stützpfeilern |
Ladungen an Steinen trägt und ausreichend Platz zum Arbeiten läßt.
Ein Aufzug mit Plattform für den Materialtransport ist erforderlich. Kleinere Gerüste, wie sie heute oft im Gebrauch sind wären hier ungeeignet.
Die schadhafte Ziegelfassade wird nun als Nächstes gesäubert. Das geschieht am besten nur mit Wasser und ein wenig Druck. Andere härtere Verfahren sind bei Mauerziegeln nicht empfehlenswert, da es sonst zu weiteren Beschädigungen an den Ziegeloberflächen kommen kann.
Vom Gerüst aus werden anschließend die Schadstellen festgestellt und gekennzeichnet. Hierzu sind besser vier Augen nötig, da schnell etwas übersehen wird. Auch der Mauermörtel ist hierbei schon durch Proben festzustellen und kann geordert werden. Desgleichen können spätestens alle Ziegelformen nach Maß abgenommen werden.
Wer glaubt, der genaue Umfang der Schäden könnte nun für die Bestellung der Ziegelsteine abschließend festgestellt werden, irrt leider noch. Erst nach dem Freistemmen der Schadflächen und Steine steht die nötige Anzahl für der Bestellung der Ersatzsteine endgültig fest.
Es kann bei großen Mengen für den Bauablauf daher sinnvoll werden, die Lieferung der Ziegelsteine in Teilmengen zu ordern.
Waagerecht verlaufende Zierbänder werden nach Frostschäden mit neuen Handstrichformziegeln von unseren Maurern instandgesetzt. |
Nicht alles wird erneuert, nur die schadhaften Ziegel. Gewissenhaft und chirurgisch genau wird hier ausgeschnitten, freigestemmt und ersetzt. |
Nebenher kann an einer Stelle eine Fugmörtelprobe angesetzt werden, um den Fugmörtel nach dem Farbton festzulegen.
Regen und Frost haben ganze Bereiche des Ziegelmauerwerks zerstört. Hier wird Stück für Stück ausgewechselt. |
Es folgt ein sehr staubiger Abschnitt, die Fugen an den Schadstellen werden aufgeschnitten und ausgestemmt. Dies ist ein Arbeit, die sehr viel Sorgfalt verlangt. Viele Bauleiter kennen den Fehler, der hier gemacht werden kann, eine billige fremde Kolonne für die Dreckarbeit zu suchen. Wer aber außer dem Maurer und seinen Handlangern kennt genau das Fugenbild, wie es sein muß und wer soll die Steine später einpassen? Das ist der Grund, warum der Maurer auch dies Arbeit machen sollte. Es gibt ja Möglichkeiten sich gegen Staub einigermaßen zu schützen.
Alle schadhaften Ziegel werden danach ausgestemmt. Dies geschieht bei einzelnen Steinen per Hand mit dem Meißel und bei größeren Flächen mit dem Lufthammer. Auch hier gilt nur der die Steine einsetzt, sollte sie auch ausstemmen. Die Schäden sind i.d.R. nur in der äußeren Schale. Soweit möglich, sind Bindersteine zum besseren Verband zu erhalten. Dies ist technisch nicht immer möglich. So muß die erneuerte äußere Schale nach hinten in den Mauerwerksverband eingebunden werden oder es müssen technische Hilfsmittel, wie nichtrostende Anker verwendet werden. Wichtig bei allen Arbeiten ist an erster Stelle, sauberes und maßgenaues Arbeiten. Nur so kann der Flickenteppich in der Fassade, der nun zwangsweise entsteht, vollständig wieder im alten Fugen- und Farbbild geschlossen werden.
Das sind die fertig gebrannten Abdeckformziegel, die im rechten Bild gebraucht werden |
Hier werden die Abdeckziegel angepaßt, auf Maß wird die Fuge freigestemmt, dann wird gemauert und gefugt. |
Im weiteren könnten es nun zu einer Pause der Maurer kommen, die Otto Reuter in seinem Couple vom Maurer besungen hat: und dann fangen wir endlich an.... Ursache ist natürlich die Ziegelei. Die kann nie so fix wie der Maurer sein, besonders, wenn viele unterschiedliche Formsteine gefertigt werden müssen.
Die Ziegelsteine und der Mörtel sind endlich da. Als erstes wird nun sortiert und gezählt, denn was fehlt, muß jetzt bestellt werden, wenn man vor dem Winter fertig werden will.
Es wird eine lange Zeit dauern, bis alle Steine eingebaut und wieder verfugt sind. Es ist oft Nacharbeit in den Ecken und an Kanten nötig, bis alles sitzt und der Stein eingefügt werden kann. Auch ist das Setzen der Mörtelpolster mitunter eine Kunst, die auch mal versagen kann. Dann heißt es, nochmal hoch den gleichen Stein. Ein Quadratmeter gesammelte Ziegelfläche braucht daher oft mehr als einen Tag an Arbeit.